Mit ersten Vorarbeiten beginnt am Montag, 23. Juli 2018, die zweite Stufe der sicherheitstechnischen Nachrüstung des Straßentunnels Bad Godesberg. Das zuständige Tiefbauamt der Stadt Bonn hat für das Großprojekt eine Bauzeit von insgesamt 18 Monaten kalkuliert: neun Monate für die rheinseitige Röhre (Fahrrichtung Bonn/Norden) und neun Monate für die bergseitige Röhre (Fahrtrichtung Bad Godesberg/Süden).
Die Bauarbeiten beginnen in der rheinseitigen Tunnelröhre Richtung Bonn. Da die Lüftung für einen möglichen Brandfall umgebaut werden muss, sind erhebliche bauliche Eingriffe in den Straßentunnel erforderlich. Daher muss immer die Tunnelröhre, in der die Arbeiten stattfinden, komplett geschlossen werden; der Verkehr fließt durch die andere Tunnelröhre.
Ab Freitag, 27. Juli 2018, wird es Vorarbeiten in der bergseitigen Röhre in Fahrtrichtung Süden geben. Es werden erforderliche Anpassungen an den Löschwasserleitungen zur Absicherung der Löschwasserversorgung in der Bauzeit im Tunnel Richtung Bad Godesberg vorgenommen. Hierfür sind dann Teilsperrungen einzelner Spuren notwendig, die über die normale Verkehrsleiteinrichtung im Tunnel angezeigt werden.
Ab Samstag, 11. August 2018, wird der Verkehr einspurig im Gegenverkehr - getrennt durch eine mobile, rund 80 Zentimeter hohe Leitwand abgeschirmt, um Kollisionen zu vermeiden - in die bergseitige, vom Umbau noch nicht betroffene Röhre geleitet werden. Der rheinseitige Tunnel ist dann aufgrund der Bauarbeiten komplett gesperrt.
Verkehrsführung
Da der Straßentunnel Bad Godesberg stark genutzt wird - jeden Tag rollen mehr als 40.000 Kraftfahrzeuge hindurch - ist nicht damit zu rechnen, dass die gesamten Verkehrsströme mit der einspurigen Verkehrsführung in der eigentlichen Bauzeit aufgefangen werden können. Daher empfiehlt das Tiefbauamt, auf die so genannte MUK- Strecke (Mittelstraße, Ubierstraße, Konstantinstraße) oder die bahnparallelen Straßen (Oscar-Romero-Allee, Nahum-Goldmann-Allee, August-Bebel-Allee, Martin-Luther-Allee und Godesberger Straße) auszuweichen. Insbesondere auf der MUK-Strecke hatte das Tiefbauamt alle planbaren Kanal- und Straßenbauarbeiten vorab abgeschlossen, damit dieser Abschnitt während der Tunnelsanierung möglichst behinderungsfrei bewältigt werden kann. Ein Beispiel hierfür ist der Neubau des Kreisels Römerplatz.
Trotz der mit der Feuerwehr abgestimmten einspurigen Verkehrsführung im Gegenverkehr in einer Tunnelröhre und der beschriebenen Alternativstrecken ist aufgrund der großen Verkehrsbelastung mit erheblichen Verkehrsbehinderungen zu rechnen. Ortskundige sollten daher nach Möglichkeit vermeiden, den Tunnel zu befahren.
Neues Brandschutzkonzept für mehr Sicherheit
Bisher erfolgt die Frischluftzufuhr über einen separaten Lüftungskanal, der sich über den Verkehrstunnelröhren befindet. Dieser Kanal ist zweigeteilt und führt Frischluft über seitliche Wandschlitze in den Bereich der Not-Wege. Der zweite Kanal sorgt im Bedarfsfall über Deckenschlitze für zusätzlich Frischluft im Tunnel. Die verbrauchte Luft wird über die Lüfter in den Gebäuden am nördlichen und südlichen Portal abgesaugt.
Künftig sollen über einzelne Deckenöffnungen die Brandgase gezielt in der Nähe des Brandherdes abgesaugt werden. Dies erzeugt im Tunnel einen Luftstrom zur Absaugöffnung, der ein Ausbreiten von Brandgasen und Rauch verhindert. Personen im Tunnel können dann die nächstmögliche Fluchtmöglichkeit beziehungsweise Fluchtwege erreichen.
Je Tunnelröhre müssen für diese Planung 15 Lüftungsklappen mit einer Größe von je rund drei mal drei Metern eingebaut werden. Sie sind mit Jalousien verschlossen. Außerdem müssen alle Strahlventilatoren ausgetauscht werden, weil nur der Ersatz einzelner Maschinenkomponenten nicht die erforderliche Lüftungsleistung erbracht hätte. Die vorhandenen Abluftventilatoren in den Abluftkaminen werden entsprechend angepasst. Im Brandfall wird nur die unmittelbar am Brandherd befindliche Klappe geöffnet und die Lüfter saugen dann den Rauch ab.
Aufgrund dieses erheblichen baulichen Eingriffs in die Tunneldecke, die auch noch einer statischen Verstärkung bedarf, muss die jeweils betroffene Röhre voll gesperrt werden. Vorgesehen ist, dass die ausführenden Firmen im Zwei-Schicht-Betrieb arbeiten, um das Projekt innerhalb des Zeitrahmens von 18 Monaten abschließen zu können.
Insgesamt sind für diese zweite Baustufe der sicherheitstechnischen Nachrüstung 8,5 Millionen Euro kalkuliert. Die Maßnahme ist bei der Bezirksregierung Köln zur Förderung aus Landesmitteln angemeldet, der so genannte zuschussunschädliche Baubeginn wurde genehmigt. Die erste Baustufe wurde mit einem Fördersatz von 60 Prozent der zuschussfähigen Kosten gefördert.
Hintergrund: Sicherheitstechnische Anforderungen verschärft
Hintergrund für die Nachrüstung ist die erhebliche Verschärfung der geltenden Richtlinien für die Ausstattung und den Betrieb von Straßentunneln (RABT 2006), basierend auf der EG-Richtlinie von 2004. Zum Zeitpunkt seiner Inbetriebnahme - also im August 1999 für den Hauptabschnitt und im September 2000 für die Ein- und Ausfahrt Friesdorf - entsprach der Straßentunnel Bad Godesberg den damaligen gesetzlichen Vorgaben.
2012 hatte die Stadt bereits für 2,3 Millionen Euro in einem ersten Abschnitt unter weitgehender Aufrechterhaltung des Verkehrs unter anderem die gesamte Beschilderung, Beleuchtung und Markierung der Fluchtwege erneuert.
Die jetzt anstehende zweite Baustufe sollte eigentlich 2017 in Angriff genommen werden, wurde aber mit Rücksicht auf die in Bonn ausgerichtete Weltklimakonferenz mit mehr als 20.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern verschoben.